Unter dieser Überschrift erschien 2019 ein umfangreicher Artikel im Studio-Magazin - längst muß man sagen, daß es mehr als Freunde sind, die sich da jährlich im Bregenzerwald treffen. Es ist dieser spezielle Geist, der an diesem Platz, in diesem ehemaligen Kloster und auch unter den Teilnehmern herrscht, der uns jeden September wieder für eine Woche dort zusammenbringt.
Und wer einmal von diesem “Spirit“ infiziert ist, kommt immer wieder, denn „Mischen Impossible“ ist zur festen Institution geworden, hat sich als regelmäßiger Bestandteil in unserem Jahresablauf etabliert. „Urlaub plus...“ bezeichnete es Detlef Halaski vor Jahren, und was steht tatsächlich nicht alles für dieses „plus“: Austausch mit Kollegen, fachliche Weiterbildung, Workshops und gemeinsames Er- und Bearbeiten von ton- (und auch bild-) technischem Material, hervorragendes Essen, frische Luft, Outdoor-Aktivitäten, Begegnung mit wunderbaren Menschen, der Zauber dieses kleinen Ortes, entstandene Freundschaften, Netzwerkverbindungen und Kollegen-Unterstützung übers Jahr, und und und...Man muß es selber einmal erlebt haben, und auch wenn sich die Teilnehmer inzwischen aus einem recht festen Kern zusammen setzen, freuen wir uns doch über jedes neue (gerne auch jüngere) Gesicht, wir sind stets offen für Anregungen und frische Gedanken!
Im September 2022 konnten wir insofern ein Jubiläum feiern, da „Mischen Impossible“ nun schon zum 10. Mal stattfand, selbst durch die schwierigen letzten drei Jahre ließen wir uns nicht ausbremsen. Passend zum Jubiläum gelang es unserem Kollegen Sascha Tekale aus Salzburg, zwei hochkarätige und sehr unterhaltsame Exkursionen zu organisieren:
Der erste gemeinsame Ausflug führte uns zur Bregenzer Seebühne, wo die Festspiele mit ihrem Programm (Puccinis Madame Butterfly) momentan pausierten und dafür große Sanierungen und Erweiterungen an der Zuschauer-Tribüne und des Festspielhauses stattfanden. Uns erwartete Clemens Wannemacher, der Leiter der Tonabteilung, der uns freundlicherweise nicht nur durch die Baustelle führte.
Die Bregenzer Seebühne mit ihren Festspielen ist hochbeeindruckend, speziell für uns Fachleute, da für die weltweit größte Seebühne mit Platz für fast 7000 Zuschauerinnen und Zuschauer auch ein enormer akustischer Aufwand betrieben wird. Mehr als 400 präzise positionierte Lautsprecher versuchen die Zuschauer akustisch ins Geschehen mit einzubinden, Dabei spielt die Richtungsortung der Sänger auf der Bühne eine entscheidende Rolle. So sind denn auf der Seebühne an allen Handlungsorten versteckt Lautsprecher angebracht. Oft befinden sich diese hinter dem partiell schalltransparenten Bühnenbild, welche wir im Zuge unserer Exkursion exklusiv besichtigen konnten.
Nach einer kurzen Führung durch den Konzertsaal im Festspielhaus, in welchem bei Aufführungen das Orchester live spielt und dessen Musik auf der Bühne und Tribüne zugespielt wird, erklärte uns Clemens Wannemacher die Tonregie mit den beiden Arbeitsplätzen Richtungsmischer und dem FoH-Pult. Für die Raumsimulation des Orchesters unter freiem Himmel sind Lautsprecher an 29 direkt an den Tribüne stehenden Masten montiert.
Zusätzliche 270 Linienstrahler unter den Sitzen bringen das Direktsignals von hinten unten zeitrichtig zugespielt zum Publikum, um ein erheblich direkteres Klangbild zu erzeugen, aber durch geschickte zeitliche Abstimmung die Ortung trotzdem deutlich auf der Bühne zu lassen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, immerhin beträgt die Zeit von der Mitte der Bühne bis zum hintersten Platz 700 ms.
Wir hätten noch stundenlang mit Clemens Wannemacher fachsimpeln können, hätte uns nicht langsam das Abendessen bei Simone und Herbert nach Bezau zurückgerufen… und das ist ja ebenfalls eines der vielen Highlights bei „Mischen Impossible“…
Urs Wihler
Die 1845 gegründete Orgelbaufirma wurde im tschechischen Jägerndorf (heute Krnov) gegründet. 1879 bekam Franz Rieger das goldene Verdienstkreuz verliehen und 1896 wurden Otto und Gustav Rieger zum K+K-Lieferanten ernannt. Die Firma Rieger expandierte so, dass das familiengeführte Unternehmen bereits um 1900 schon 150 Mitarbeiter beschäftigte, ehe sie 1945 nach Bregenz übersiedelte. Heute wird die Fa. Rieger in 7. Generation geführt. Im Besprechungsraum referierte Herr Reiner Schuhenn über die Geschichte der Fa. Rieger und über die Standorte auf der ganzen Welt, wo Rieger-Orgeln eingebaut oder restauriert wurden.
Anhand einiger kleiner Pfeifen erklärte er uns die verschiedenen Bauweisen wie z.B. Lingual- und Labialpfeifen, wie die Tonerzeugung passiert und warum sie voluminöser oder sanfter klingen können. Ganz besonderer Wert wird bei der Fa. Rieger auf die Tatsache gelegt, dass alle Komponenten einer Orgel im Haus, größtenteils in Handarbeit, hergestellt werden. Das konnten wir beim sich anschließenden Gang durch die Werkshallen nachvollziehen: Von der Rohholzanlieferung, dem Gießen einer Platte am Schmelztiegel mit der entsprechenden Metalllegierung in jeweils unterschiedlicher Materialdicke, woraus die Orgelpfeife dann gedreht wird. Ferner konnten wir uns die aufwändige Herstellung eines Spieltisches mit der Verarbeitung hochsensibler Elektronikbauteile mit Glasfaser und Netzwerktechnik ansehen. Sehr beeindruckend war ebenfalls auch die Arbeit des Intonateurs, der durch eine exakte Feinjustage des Aufschnitts der Orgelpfeife aufgrund der vorgegebenen Länge und Materialstärke die exakte Tonhöhe mit der entsprechenden Klangfarbe einstellen konnte. Hier waren sowohl praktische Kenntnisse als auch ein feinsinniges Gehör vonnöten. Diese Arbeiten müssen dann bei Anlieferung des Instrumentes in dem jeweiligen Raum vorgenommen werden.
Nach dieser Besichtigung konnten wir erahnen, warum die Orgel mit dieser enormen Vielfalt an Klanggestaltungsmöglichkeiten mit den unterschiedlichen Registern den Ruf als Königin der Instrumente genießt.
Mark Hohn
Ein völlig fachfremder, aber sehr schöner Ausflug rundete die Woche am letzten Tag ab, als wir in Au von der dort ansässigen „Kräuterfee“ Annemarie Bär durch den Kräutergarten und die in den Almen gelegenen Vorsäßhütte „Holdamoos“ (ein kleines Museum) geführt wurden, mit fachkundiger Unterweisung in der Anwendung von Gelbem Enzian und anderen Heilkräutern. Und am Abend dieses letzten Tages ein schöner Abschluß war der spontane Besuch des Chor-Konzertes in der benachbarten Kirche, selbstredend von uns schnell und unkompliziert auf „Band“ gebannt.
Natürlich standen wie jedes Jahr Vorträge und Workshops der Kollegen auf dem Programm, gemeinsam wurde an mitgebrachten Tonspuren gearbeitet und analysiert, und das meist schöne Wetter lockte zu kürzeren und längeren Touren durch die Berge. Unsere Herbergseltern Simone und Herbert Hatheier sind längst zu Freunden geworden, Herbert ließ zur Jubiläumsfeier eine Eis-Bombe platzen, zum Dank durfte er tags drauf beim traditionellen Poker-Turnier nach hartem Kampf und langjähriger Teilnahme endlich einmal die Poker-Krone in seine Küche tragen.
Als ich 2017 von unserem geschätzten Kollegen und MI-Begründer Holger Siedler die Organisation übernahm, hätte ich mir nicht träumen lassen, daß wir ein paar Jahre später das 10-jährige feiern werden. Standesgemäß sind wir dank wunderbar gestaltetem Logo von Oliver Frank und fristgerecht organisierter Bestellung durch Renè Rodigast nun allesamt mit entsprechenden T-Shirts und Hoodies ausgestattet. Mit letzteren passen wir uns den immer noch im Haus lebenden Mönchen optisch recht gut an. Kulinarisch wie jedes Jahr bestens versorgt, fühlen wir uns in dem ehemaligen Kloster schon längst wie zu Hause - nicht erst durch die geomantische Überarbeitung dieses magischen Platzes vor drei Jahren.
Otheinrich Clauder
MI | Mischen Impossible 2013 - 2024 ist ein loser Zusammenschluss von Tonmeistern